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    11 months ago

    Liegt das aber nicht eher an den Berufen und nicht daran das hier Frauen Arbeiten?

    Hier denke ich, dass das nicht so ganz stimmt - oder zumindest die Kausalität zum Teil umgekehrt ist. Ich hatte bereits wissenschaftliche Studien gesehen, die gezeigt haben, dass wenn der Frauenanteil in einem Beruf steigt, sinkt einige Jahre zeitversetzt der relative Durchschnittslohn. Und beim Männeranteil ist es umgekehrt.

    Eine Männliche Pflegekraft bekommt ja auch nicht mehr Geld als eine Weibliche. Sollte zumindest mal nicht, wenn doch wäre das natürlich maximal Scheiße.

    Das ist aber statistisch gesehen öfters der Fall.

    Ich als “Mann” (30 jahre alt) habe als Kind noch gesagt bekommen “Schaff was damit du deine Familie Ernähren kannst, IT ist gut bezahlt - schau dir das mal an”. Jetzt arbeite ich in der IT, gut bezahlt.

    Genau das ist ja das Problem. Du wurdest dazu motiviert eine gutbezahlte IT-Karriere zu verfolgen. Mädchen wird immer noch gesagt, dass sie kein Mathe, Naturwissenschaften etc. könnten.

    Selbst wenn man sich als Frau für MINT-Fächer entscheidet, wird man benachteiligt. Ich arbeite z.B. ebenfalls in der IT und mir ist es schon mehrfach passiert, dass sich bei Frage zu der von mir programmierten Software an meinen männlichen Kollegen statt an mich gewendet wurde. Natürlich kennen die sich nur oberflächlich damit aus, aber der typische Endbenutzer weiß sowas nicht. Und wer bekommt dann das Lob bei meinem Chef? Also ich sicher nicht, weil mir traut ja niemand wirklich viel Kompetenz zu.

    Parallel wurde den gleichaltrigen Mädels gesagt “Macht das was ihr wollt, das ist schon ok so, ihr dürft das alles!”

    Das stimmt so nicht ganz. Frauen wird schon, gesagt, wie sie zu tun haben und zwar, dass sie diejenigen sind, die sich um den Haushalt, die Pflege bzw. Erziehung der Kinder kümmern müssen. Es wird doch schon mit dem Kinderspielzeug klar gemacht, dass soziale Arbeit die Aufgabe der Frauen ist. Und die Karriere muss im Zweifelsfall vernachlässigt werden, sonst ist man eine schlechte Mutter bzw. Tochter.

    Jetzt mit Sexismus anzufangen um Sexismus zu bekämpfen kann nicht die Lösung sein.

    Nur weil wir mittlerweile annährend Gleichberechtigung haben, kann nicht einfach so tun als wären die letzten paar tausend Jahre der Unterdrückung von Frauen durch Männer nicht passiert. Die Gesellschaft ändert sich nicht von heute auf morgen und sexistische Vorurteile sind immer noch tief verankert.

    Über die einzelnen Maßnahmen kann man natürlich streiten - Ich z.B. halte eine Frauenquote bei der Einstellung eher für den falschen Ansatzpunkt. Aber dass man positive Diskriminierung grundsätzlich verteufelt halte ich auch für falsch.

    • Kaldrae@feddit.de
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      11 months ago

      Ich danke dir für deine Ausführliche Antwort!

      Ich habe hier Anekdotisch geschrieben. Studien mögen gerne etwas anderes sagen - und da möchte ich auch gar nicht widersprechen.

      Wo ich klar widerspreche ist dein Punkt der “positiven Diskriminierung” - Diskriminierung bleibt Diskriminierung. Wenn ich jetzt Männer Diskriminiere um Frauen nach oben zu pushen, dann habe ich halt Männer Diskriminiert. Es wird nicht besser nur weil jetzt wer anders Diskriminiert wird, es bleibt weiterhin falsch.

      Ausgleiche sind wichtig, aber nicht durch Diskriminierung. Kollege von mir wurde nicht befördert weil er ein Mann war, obwohl er besser qualifiziert war für die Position und die Beförderung wurde Schlussendlich auch genau so begründet “Mehr Frauen in höheren Positionen, auch bei schlechterer Qualifizierung” - Der Kollege arbeitet jetzt nicht mehr dort wo er war damals. Wenn das andersrum genauso kommuniziert worden wäre hätte es nen Shitstorm gegeben (zurecht!).

      Es muss geschaut werden das Frauen klar kommuniziert wird das sie Technische Berufe erstreben können, gerne Hilfsangebote, Schulungen anbieten, in der Schule explizit auf Mädchen zugehen um diese auf Angebote aufmerksam zu machen (Anekdotisch wurde das in meiner Jugend btw auch schon so gemacht) - gleichzeitig aber bitte auch bei den Jungs das diese in die Frauendomänen mehr aufgenommen werden (Hier gab es in meiner Jugend absolut gar nichts). Hilft am Ende beiden, sofern dein Punkt stimmt das Gehälter sinken wenn plötzlich mehr Frauen in einem Beruf arbeiten sowieso. Würde ja bedeuten das wenn mehr Männer in der Pflege arbeiten die Gehälter dort im Schnitt steigen, im Idealfall durch Tarife dann auch bei den Frauen automatisch.

      Das du auf Arbeit Diskriminiert wirst ist natürlich scheiße. Meine Freundin arbeitet in einem klar Männer dominierten Umfeld, wird dort aber als vollwertiges Mitglied anerkannt und wird nicht diskriminiert, im Gegenteil, die Leistung wird anerkannt und die Kollegen wollen sie lieber in die Laborleiterrolle bringen als ihre Männlichen Kollegen die schon länger dort arbeiten (Das hängt aber auch einfach am Charakter der anderen Kandidaten, die sind allesamt irgendwie komplett gestört). Mir ist aber bewusst das es sich hier auch um Glück dreht. Ich hoffe für dich das die Diskriminierung bei dir am Arbeitsplatz sich bessert, ich würde mich aber auch Fragen ob es unbedingt an deinem Geschlecht liegt oder auch einfach an anderen Faktoren. Bei uns ist es auf Arbeit auch so das mein Kollege immer zuerst angeschrieben wird wenn wir eine App fertig gestellt haben und diese in den Support übergeht,denn er war der Entwickler. Dem Kunden ist klar kommuniziert das ich den Support mache und man sich bitte über Ticket oder direkt bei mir melden soll, dennoch gehen die Meldungen grundsätzlich immer an meinen Kollegen. Ich kann hier natürlich nicht dein Arbeitsumfeld abschätzen, das kannst du am Ende natürlich wesentlich besser - will nur sagen das es nicht unbedingt an deinem Geschlecht liegt. Und Falls doch sind deine Kollegen in der kurzen Beschreibung genauso ein Problem wie der Chef und die Kunden, denn hier müssten die Kollegen & der Chef einspringen und klar kommunizieren. Wie auch immer es ist, hoffe ich das es so oder so besser wird.

      Dein Punkt bzgl Kinderspielzeug gilt halt auch genauso andersrum, da wird auch den Jungs direkt ein Weltbild aufgedrückt. Es bringt einfach nichts zu sagen das es nur bei Frauen Scheiße ist, die Medallie hat zwei Seiten. Beide werden nicht korrekt behandelt und da muss angesetzt werden, nicht im Blick auf die Frau sondern im Blick auf die Gesellschaft als ganzes. Und ja, das dauert verdammt lange solche Weltbilder zu verändern, afaik Generationen an Zeit. Es ist wirklich noch nicht so lange her das Frauen überhaupt wählen dürfen wenn man mal ehrlich ist (Meiner Großmutter wurde noch vom Mann befohlen was Sie zu wählen hatt…), ich bin froh das wir so weit gekommen sind - für die volle Gleichberechtigung fehlt es aber halt auf beiden Seiten noch massiv und der Prozess wird während unserer Lebenszeit höchstwahrscheinlich nicht abgeschlossen werden können, wenn er denn jemals abgeschlossen werden kann. Bleibt nur am Ball bleiben und nett zu bleiben zu allen Menschen die wir so treffen.

      • Mia@feddit.de
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        11 months ago

        Erstmal muss ich natürlich sagen, dass ich toll finde, dass man hier sachlich über ein so polarisierendes Thema reden kann.

        Es muss geschaut werden das Frauen klar kommuniziert wird das sie Technische Berufe erstreben können, gerne Hilfsangebote, Schulungen anbieten, in der Schule explizit auf Mädchen zugehen um diese auf Angebote aufmerksam zu machen (Anekdotisch wurde das in meiner Jugend btw auch schon so gemacht) - gleichzeitig aber bitte auch bei den Jungs das diese in die Frauendomänen mehr aufgenommen werden (Hier gab es in meiner Jugend absolut gar nichts).

        Trotz deiner Anmerkung zu Beginn argumentierst du hier im Grunde für eine positive Diskriminierung. Nur, dass du sie in der Schule statt später im Arbeitsmarkt für sinnvoll hälst und da muss ich sagen bin da ganz bei dir - es bringt einfach wenig auf den letzten Stufen der Karriereleiter Frauen zu bevorzugen, wenn das Problem schon viel früher beginnt.

        Das Angebot für Mädchen von dem du vermutlich redest ist der Girls Day. Das Problem ist, dass ein paar wenige Aktionstage in der Gesamten Schullaufbahn schlecht gegen die allgegenwärtige Sozialisierung mit traditionellen Geschlechterrollen ankommt. Hier müsste einfach mehr passieren bzw. anders vorgegangen werden.

        Es gibt mittlerweile übrigens auch den Boys Day, der speziell soziale Beruf Jungs näherbringen soll. Gleichberechtigung sollte hier natürlich keine Einbahnstraße sein.

        Kollege von mir wurde nicht befördert weil er ein Mann war, obwohl er besser qualifiziert war für die Position und die Beförderung wurde Schlussendlich auch genau so begründet “Mehr Frauen in höheren Positionen, auch bei schlechterer Qualifizierung” - Der Kollege arbeitet jetzt nicht mehr dort wo er war damals.

        Im Einzelfall ist sowas natürlich blöd - Statistisch gesehen ist es aber oft umgekehrt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation schlechter beurteilt werden. Dazu gibt es einige Studien z.B. https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/frauen-werden-bei-der-ausbildungssuche-diskriminiert

        Meine Freundin arbeitet in einem klar Männer dominierten Umfeld, wird dort aber als vollwertiges Mitglied anerkannt und wird nicht diskriminiert, im Gegenteil, die Leistung wird anerkannt und die Kollegen wollen sie lieber in die Laborleiterrolle bringen als ihre Männlichen Kollegen die schon länger dort arbeiten

        Meine Kollegen, mit denen ich tagtäglich zu tun hab schätzen mich und erkennen auch Können bzw. meine Leistung an. Nur bei Leuten, die mich nicht kennen wird manchmal - überspitzt gesagt - so getan, als hätte ich meinen Master im Lotto gewonnen.

        Dein Punkt bzgl Kinderspielzeug gilt halt auch genauso andersrum, da wird auch den Jungs direkt ein Weltbild aufgedrückt. Es bringt einfach nichts zu sagen das es nur bei Frauen Scheiße ist, die Medallie hat zwei Seiten.

        Bei dem kompletten letzten Absatz stimm ich dir absolut zu. Natürlich haben wir eine Menge erreicht. Vor 60 Jahren wäre unvorstellbar gewesen, dass ich überhaupt so einer Arbeit nachgehe. Ich habe nur die Sorge, dass es wegen dem Rechtsruck in der Gesellschaft die nächsten Jahre eher wieder zurück zur traditionellen Rollenverteilung geht.