Mal ein differenzierter Artikel zu dem durch und durch komplexen Thema
Die Hamas ist keine Befreiungsbewegung und Israel ist kein sekularer und demoktratischer Rechtsstaat. Daher Solidarität mit niemandem, außer der leidenden Zivilbevölkerung.
Das empfinde ich persönlich als stark vereinfacht. Der dort vorherrschende Nationalismus in der heutigen Ausprägung ist ein Ergebnis eines viele Jahrzehnte vorherrschenden Konfliktes.
Es bedarf vielleicht keine Solidarität mit dem Staaten Palästina oder Israel, aber beide müssen anerkannt sein, wenn wir die Lage der Bevölkerung zumindest perspektivisch verbessern möchten.
aber beide müssen anerkannt sein
Zwei-Staaten-Lösung ist gescheitert.
Es ist neben der Auslöschung der Bevölkerung eines Staates die einzige Möglichkeit
Nein. War es auch nie. Sogar unter den ursprünglichen hardcore Zionisten gab es Pläne, wie man einen gemeinsamen Staat mit zwei gleichberechtigten Parlamentskammern bilden könnte. Die Ziele des ursprünglichen Zionismus wurden auch mit der Errichtung eines israelischen Staates längst erreicht.
Alles was danach kam ist klassischer Imperialismus.
Man müsste das Gebiet wieder unter UN Kontrolle stellen, die nächsten Jahrzehnte den Landraub rückgängig machen, und die begangenen Verbrechen aufklären und ahnden und schließlich auf der Basis einen Staat errichten, in denen alle auf dem Gebiet lebenden Menschen gleichberechtigte Staatsbürger sind.
Vor der Gründung dieses israelischen Staates haben die Menschen in der Region weitgehend friedlich zusammengelebt. Es gab Millionen Juden in arabischen Staaten. Die “Es kann nur einen geben” Vernichtungsideologie haben die Siedler aus Europa mitgebracht.
Die “Es kann nur einen geben” Vernichtungsideologie haben die Siedler aus Europa mitgebracht.
Wie passt das damit zusammen, dass dem Staat Israel direkt nach der Gründung von allen (arabischen) Nachbarn der Krieg erklärt wurde?
Würdest du dir gefallen lassen, dass jemand auf dem Grundstück deines Nachbarns einfach die Leute rausschmeißt und seinen eigenen Staat da gründet?
Also kam die Vernichtungsideologie nicht nur mit Siedlern aus Europa, sondern war schon längst da.
Es ist neben der Auslöschung der Bevölkerung eines Staates die einzige Möglichkeit
Nö. Man könnte ja auch für einen gemeinsamen, demokratischen Zweivölker-Rechtsstaat errichten. Aber weißte was: Das haben wir (also BRD/EU/…) nicht zu entscheiden. Es ist ein innenpolitisches Problem.
Theoretisch wäre die Zusammenlegung zu einem Staat möglich.
Ob das praktisch umsetzbar ist, naja.Theoretisch wäre die Zusammenlegung zu einem Staat möglich. Ob das praktisch umsetzbar ist, naja.
Es ist möglich, weil bereits Realität. Es gibt keinen Staat Palästina, es gibt lediglich palästinensische Autonomiegebiete auf israelischem Grund. Wurde heute erst seitens Israel bestätigt: https://www.wiwo.de/politik/ausland/krieg-in-nahost-knesset-gegen-einseitige-gruendung-eines-palaestinenserstaats/29665626.html
Implizit deuten sie dabei aber die Hamas zur Befreiungsbewegung um
Das ist ziemlich weit gesprungen. Der offene Brief um den es geht:
We are a group of philosophy professors in North America, Latin America, and Europe writing to publicly and unequivocally express our solidarity with the Palestinian people and to denounce the ongoing and rapidly escalating massacre being committed in Gaza by Israel and with the full financial, material, and ideological support of our own governments.
We do not claim any unique authority—moral, intellectual, or otherwise—on the basis of our being philosophers. However, our discipline has made admirable strides recently in confronting philosophy’s historically exclusionary practices and in engaging directly with pressing and urgent injustices. To this end, we call on our colleagues in philosophy to join us in overcoming complicity and silence.
As we write, bombs have killed over 8,500 people in Gaza. By the time you read this, that number will have risen. [Update 2/29/24: the death toll is now estimated to have surpassed 29,000.]
Thousands more are trapped under rubble. For over three weeks, a siege of the territory has cut off food, water, medicine, fuel, and electricity. A million inhabitants of northern Gaza have been ordered to flee their homes amid airstrikes and in advance of an ongoing ground invasion with nowhere safe to go. Talk of a second nakba is chilling, yet apt. People of conscience have an obligation to speak out against these atrocities. This is not a difficult step to take; what is far more difficult for us is to turn away in silence and complicity from an unfolding genocide.
To focus, as we do here, on the actions of the Israeli state and the unflagging support it receives from the US and its allies, is neither to celebrate violence, nor to equivocate on the value of innocent lives. Civilian deaths, regardless of nationality, are tragic and unacceptable. Yet to act as though the history of violence began with Hamas’s attacks on October 7, 2023 is to display a reckless indifference to history as well as to both Palestinian and Israeli lives. In order for violence to stop, the conditions that produce violence must stop.
The blockade of Gaza has lasted 16 years; the occupation of the West Bank and Gaza has lasted 56 years; the dispossession of Palestinians of their lands and homes across historic Palestine has lasted three-quarters of a century, since the 1948 establishment of Israel as an ethno-supremacist state. It is not without reason that observers—including both international and Israeli human rights groups—now characterize Israel’s control over the land from the Jordan River to the Mediterranean Sea as a system of apartheid.
Most importantly, we are all too aware that the countries in which we live and work and to which we pay taxes is funding and abetting one party and one party only in this deeply asymmetric conflict. That party is not the oppressed, but the oppressor.
Right now, the people of Gaza have urged allies worldwide to exert pressure on their governments to demand an immediate ceasefire. But this should—this must—be the beginning and not the end of collective action for liberation. If there is to be justice and peace, the siege of Gaza must end, the blockade must end and the occupation must end. Above all, the rights all people currently living between the Jordan River and the Mediterranean, as well as those of Palestinian refugees in exile must be respected.
We invite our fellow philosophers to join us in solidarity with Palestine and the struggle against apartheid and occupation. In particular, join us in supporting the academic and cultural boycott of Israeli institutions—distinct from individuals—as outlined by the Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI). We urge all individuals to speak out openly and fearlessly, and work to advance the cause of Palestinian liberation and justice for all.
Hm, ich verstehe ihren Punkt schon. Ihr Argument ist ja folgendes:
“Mein Einwand gegen euren Brief ist, dass er den israelisch-palästinensischen Konflikt allein durch die Brille des „Siedlerkolonialismus“ betrachtet und die Gräueltaten der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu einem Akt des legitimen Widerstands gegen eine Besatzungsmacht erhebt. Indem ihr den israelisch-palästinensischen Konflikt als Folge eines Siedlerkolonialismus ausdeutet, lasst ihr die historische Entwicklung der beiden Völker außer Acht.”
In dem von dir zitierten Brief wird ja nirgendwo ansatzweise auch nur versucht, Neutralität zu waren. Es ist klar, wer schuld ist (Israel) und wer das Opfer ist (Palästina). In der Logik verbreiten sie dann das Narrativ von der Befreiung Palästinas. Im Zweifel durch die Hamas, die stehen ja dieser Einordnung zufolge auch auf der Seite der Opfer und deren Gewalt bzw Vernichtungsfantasien werden hier auch nicht als nennenswert empfunden. Das würde ja das Täter/Opfer-Narrativ stören.
Wow, endlich mal ein ausgewogener und fundierter Artikel zu dem Konflikt! Danke ♥