Dieser “no famers no food” Slogan macht mich besonders sauer. Als ob es da nicht noch tausend andere Glieder in der Lieferkette gäbe. Ohne Dünger gäbs auch kein Essen. Oder ohne Wasser. Oder Pestizide (leider). Oder Strom. Oder Internet. Der LKW Fahrer der die Nahrung abholt, die Mitarbeiter im Verteilerzentrum, die Großhändler und die Supermarktangestellten sind genauso wichtig wie die Bauern. Außerdem wird in Deutschland doch eh ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen… Es scheint also mehr als genug Nahrung zu geben. Und wenn’s tatsächlich knapp wird dann kann man ja einfach aufhören Nutztiere zu halten (nur 4% aller Säugetiere leben in freier Wildbahn, 70% des weltweiten Getreideanbaus wird an Nutztiere verfüttert).
Die konventionelle Landwirtschaft verbraucht 9 Kalorien fossile Energie um 1 Kalorie Nahrung für uns zu produzieren. Das ist ein gigantisches Feuerwerk der Verschwendung und Zerstörung: Monokulturen, tote Böden, Artensterben. Und sie sind nicht mal profitabel, denn ohne die fetten Subventionen ihren konservativen Kumpels aus der EU und dem Bund wären sie sofort pleite.
Außerdem produzierten sie das falsche Zeug, nämlich tote Tiere, Zucker und Eutermilch. Gemüse und Obst kommen zu 70% aus dem Ausland. Bei einer so vergeigten Bilanz würde ich auch jammern, so laut es geht, um von der ganzen Misere abzulenken.
Wir müssen schnell weg von der subventionierten Viehhaltung, 100% Bio und relevante, gesunde Nahrungsmittel produzieren. Dafür braucht es Aussteigerprogramme für Viehwirtschaft, um die konventionellen Bauern aus der Opferrolle zu holen. Und weil Gemüse viel weniger Platz braucht können wir die freiwerdenden Flächen subventioniert aufforsten, um CO2 zu binden.
100% Bio
Es wäre besser, wenn wir da einen wissenschaftlicheren Ansatz finden. “Bio” ist leider nicht unbedingt besser. Es sind zwar bestimmte, künstliche Pestizide verboten, aber die natürlichen Alternativen sind oft ähnlich schädlich. Dazu kommt noch, dass Bio-Landwirtschaft weniger Flächenertrag hat und deshalb natürlich mehr CO2 pro produzierter Einheit Nahrung ausstößt. Das ändert aber nichts daran, dass Bio viele Vorteile hat, für die Bodenqualität zum Beispiel.
Mir wäre eine Landwirtschaft, bei der nicht nach Natürlichkeit sondern nach wissenschaftlich erwiesener Schädlichkeit reguliert wird am liebsten. Vermutlich landen wir dann beim Ende der Monokulturen, werden aber jede Menge genmanipulierte Sorten einsetzen und der Pestizideinsatz wird nur reduziert nicht verboten werden.
Und was ist das in Prozent? Wenn nen Kilo Weizen bisher den Bruchteil eines Cents kostet, dann ist das ganz schön viel. Wenn er nen Euro kostet, ist es egal.
Das Kilo kostet über 1€, macht also weniger als 1% aus.
Edit: Weizenmehl Typ 405 bei Lidl 0,65€ ist das billigste was ich gefunden habe. Immer noch kein signifikanter Anstieg, und zudem ein Anreiz für Produzierende, emissionsärmere Wege für die Produktion zu finden.
https://unternehmen.lidl.de/pressreleases/2023/231016_preissenkung-mehl-tomate